Eine Gemeinschaft lebt davon, dass es Menschen gibt, die mehr tun, als sie müssen.

Pünktlich um 9.30 Uhr begrüßten am vergangenen Sonntag Pater Eryk Kapala vom Kloster Bornhofen zusammen mit Pfarrerin Antje Müller, die auch Ökumenebeauftragte des Ev. Dekanats Nassauer Land ist, die versammelten Feuerwehrfrauen und -männer an der Kapelle Salve im Ortsteil Kamp. Auch eine Abordnung des THW Braubach/Lahnstein war der Einladung gefolgt. Unter den Klängen der Kolping-Kapelle e. V. Kamp-Bornhofen startete die Prozession zum zwei Kilometer gelegenen Marien-Wallfahrtskloster Bornhofen. Pfarrerin Antje Müller und Pater Erik gestalteten mit Texten und Gebete den Weg bis zum Ziel.

Bereits der Einzug der Fahnenabordnungen und die musikalische Untermalung mit dem Stück Highland Cathedral nach einem Arrangement von Siegfried Rundel durch die Kolping-Kapelle stimmten die Anwesenden in der gut besuchten Pilgerhalle sehr feierlich auf den Gottesdienst ein. Das Hochamt eröffnete Hauptzelebrant Pfarrer Jonas Staudt, welcher bis vor kurzem in Brey tätig war. Die gesungenen Lieder wurden ebenfalls von der Kolping-Kapelle begleitet. Pfarrer Jonas Staudt, welcher selbst Feuerwehrangehöriger ist, verstand es von Anfang an, die Kirchenbesucher mit seiner lockeren und bodenständigen Art zu begeistern.
Frank Hachemer Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz trug die Lesung des Tages vor. Danach segnete und entzündete Pfarrer Staudt die Pilgerkerze des Landesverbandes.

Pfarrer Staudt beim Versuch die Pilgerkerze zu entzünden, was ihm beim zweiten Anlauf auch gelang. Er konnte es sich aber nicht verkneifen, dass es als Feuerwehrangehöriger leichter sei, Feuer zu löschen.
Seine Predigt, welche den Titel „Eine Gemeinschaft lebt davon, dass es Menschen gibt, die mehr tun, als sie müssen“ wurde nicht nur bei den Einsatzkräften sondern auch allen anderen Gottesdienstbesuchern mit Aufmerksamkeit verfolgt. Pfarrer Staudt stellte die Frage: „Was hab ich denn davon?“, die den allgemeinen Zeitgeist einer Gesellschaft widerspiegelt, die mehr auf das Ich und weniger auf das Wir schaut. Diesen Zeitgeist spüre unsere Gesellschaft nicht zuletzt auch im ehrenamtlichen Engagement der Vereine bis hin zum Dienst am Menschen in den Verbänden der Hilfsorganisationen. Vielerorts sei nicht mehr nur von Nachwuchsmangel die Rede, sondern bereits konkret spürbar – befeuert durch die Frage „Was hab ich denn davon?“
Diese Aktualität der Frage sei allerdings nicht neu, wenn man das Evangelium des Tages genauer betrachte. Jesus fordert zum Geben ohne Gegenleistung auf. Die Bereitschaft zu helfen und Gutes zu tun, ohne dabei die Frage zu stellen „Was hab ich denn davon?“ So könnte, wie Pfarrer Staudt weiter ausführte, auch Jesus ein Feuerwehrmann gewesen sein. Denn diese Eigenschaft verbindet ihn mit allen Menschen guten Willens, die sich ehrenamtlich zum Wohl ihrer Mitmenschen und der Gesellschaft engagieren. In unsere Zeit übertragen: Menschen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit alles stehen und liegen lassen, um für andere da zu sein, ihnen zu helfen und dabei eigen Leib und Leben zu riskieren.
Aus diesem Grund entspringe die jährliche Feuerwehr-Wallfahrt aus der Bereitschaft von Menschen, mehr zu tun und mehr zu geben, als sie müssten. Menschen, die Leib und Leben für andere riskierten – und dieses sogar verloren haben. Ihre Hingabe und ihr Opfer sollten uns Erinnerung und Mahnmal sein, sie einerseits nicht zu vergessen, sondern ihr Andenken zu bewahren. Andererseits sollte ihre Hingabe und ihr Opfer uns Erinnerung und Motivation sein, dass eine Gesellschaft davon lebt, dass es solche Menschen gibt, und die nicht danach fragen „Was hab ich denn davon?“Die Fürbitten zu aktuellen Themen und Sorgen dieser Zeit sprach Peter Gerhards, stellvertretender Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz. Zur Kommunion verzauberte die Kolping-Kapelle die Gottesdienstbesucher mit zwei instrumentalen Beiträgen. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ aus der Feder von Dietrich Bonhoeffer nach der Melodie von Siegfried Fietz und einer Bearbeitung durch Martin Scharnagl. Im Anschluss erklang das berühmte Stück „Air forWinds“ von André Waignein.

Für eine bravouröse musikalische Teilnahme steht der Name der Kolping-Kapelle e. V. aus Kamp-Bornhofen mit ihrem Vizedirigenten Olaf Rist.

Pfarrerin Müller sprach über das „Verbrennungs-Dreieck“ einer Weisheit aus der Bibel. Hier geht es um Beziehungen, welche unter bestimmten Voraussetzungen gefährdet sind. Was sie zerstören und was sie fördern kann. So seien gerade Einsatzkräfte wie die Feuerwehr, THW und Rotes Kreuz auf eine funktionierende Kameradschaft angewiesen.

Nachdem Pfarrer Jonas Staudt den Segen gesprochen hatte stimmte die Kapelle das bereits zur Bornhofener Tradition gewordene Marienlied „Geleite durch die Wellen“ an. Zum Auszug der Priester, Feuerwehrmessdiener und Fahnenabordnungen vieler Einsatzkräfte aus nah und fern zelebrierte die Kapelle unter der Leitung von Olaf Rist die Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem Titel „The young Amadeus“ arrangiert vom belgischen Komponist Jan van Kraeydonck.

Nach diesem musikalischen Hochgenuss trafen sich viele Kirchenbesucher, nachdem sie sich in das Wallfahrtsbuch eingetragen hatten, im Klostergarten. Hier tauschte man Gedanken und Erfahrungen aus. Ein kleiner Imbiss, den die Damen und Herren der Einheit aus Kamp-Bornhofen vorbereitet hatten tröstete die Anwesenden über den reinbrechenden Regen hinweg.
Für das kommende Jahr, so die Organisatoren der Wallfahrt, werde man einen ökumenischen Gottesdienst in Zusammenarbeit mit Pfarrerin Antje Müller planen. Hier sollen unter anderem auch Foren mit verschiedenen Themen rund um die Aufgaben und Erfahrungen der Einsatzkräfte in den Räumen des Wallfahrtsklosters Bornhofen angeboten werden. Auch für Kinder und Jugendliche wird ein Programm erarbeitet, das mit Sicherheit großes Interesse finden wird. Ziel sei es, so Frank Hachemer Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz, alle Einsatzkräfte wie Feuerwehr, Rotes Kreuz, THW und Polizei in ihren alltäglichen Aufgaben und den damit verbundenen Belangen, Sorgen und Belastungen zu unterstützen und ihnen Kraft und Motivation für zukünftige Einsätze zu geben.

Text und Fotos: Heribert Schneller (Einheit Kamp-Bornhofen)