Wie kommen die Feuerwehren im Rhein-Lahn Kreis durch die Krise
An der Umfrage nahmen 404 Feuerwehrmitglieder teil
Der Kreisfeuerwehrverband vertritt die Interessen von rund 12.700 Mitgliedern im Rhein-Lahn Kreis. Auch von den Feuerwehren macht die Pandemie keinen Halt. Der Ausbildungsdienst war zeitweise eingestellt und ist nun stark eingeschränkt. Den Fördervereinen, mit denen die Wehren Zusatzausrüstungen finanzieren, fehlen Einnahmen durch ausgefallene Veranstaltungen. Wie sind unseren Feuerwehren derzeit aufgestellt?
Der Verband führte bereits zwei Umfragen direkt bei den Einheitsführern durch, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Nun waren aber alle aktiven Mitglieder gefragt, ihre Meinung in einer Umfrage abzugeben. So nahmen 404 Mitglieder an einer Befragung teil. Viele Erkenntnisse sind nicht überraschend, über einige sollte man aber schon mal nachdenken.
(Die vollständige Auswertung kann in Form einer pdf-Datei am Ende des Artikels heruntergeladen werden!)
In der ersten Frage nach dem persönlichen Befinden, geben die meisten Teilnehmer an, es gehe Ihnen gut. Die überwiegende Mehrheit ist jedoch die Beschränkungen leid. 65 Teilnehmer fühlen sich einsam und es geht Ihnen daher durch die Einschränkungen nicht gut. Hier wird deutlich, wie wichtig für viele die Mitgliedschaft in den Feuerwehren ist, fühlen sich doch viele in Ihrer Einheit wie in einer Familie aufgehoben.
Sehr beruhigend hingegen sind die Antworten auf die zweite Frage. „Wie hat sich das Interesse an der Feuerwehr in der Pandemie verändert?“. Hier gibt der überwiegende Teil an, das Interesse habe sich nicht verändert, bzw. es hat sogar deutlich zugenommen. Ein Augenmerk sollte man auf das Viertel der Kameradinnen und Kameraden legen, die angeben, das Interesse an der Feuerwehr habe abgenommen oder man habe neue Interessen gefunden.
Die gute Nachricht, rund 2/3 der Teilnehmer werden ihr Engagement nach der Pandemie unverändert beibehalten, ¼ der Teilnehmer werden sich sogar mehr engagieren. Nur knappe 10 % wollen sich weniger in der Feuerwehr engagieren.
Aber was hat sich für die Feuerwehreinheiten geändert? Über 80% sehen durch die fehlende Übung die Einsatzsicherheit gefährdet. Dies sollte man sehr ernst nehmen, da mangelnde Ausbildung auch die Unfallgefahr erhöht. Der KFV Rhein-Lahn e.V. hat daher schon sehr früh gefordert, den Übungsdienst umgehend wieder zu ermöglichen.
40% der Befragten sehen den Verlust des Zusammenhaltes! Für viele Einheiten wird es eine große Aufgabe sein, nach den Beschränkungen wieder aus den Mitgliedern eine Mannschaft zu formen.
44% sehen einen starken Einnahmeverlust der Fördervereine. Daher werden die Wehren vorerst einmal ihre Beschaffungen zurückfahren müssen. Es bleibt auch abzuwarten, wann wieder Veranstaltungen durchgeführt werden können, um wieder Einnahmen zu generieren.
23% befürchten einen Mitgliederverlust. 21% sehen auch nach der Pandemie Onlineübungen als Teil der Ausbildung.
Drei Viertel der Umfrageteilnehmer sehen Nachholbedarf bei den Fähigkeiten der Einsatzkräfte. Schon jetzt hat der Lockdown bei den Feuerwehren dazu geführt, dass wichtige Handgriffe nicht mehr so sitzen. Es muss daher dringend daran gearbeitet werden, diesen Übungsstau wieder aufzuholen. Dies zur Sicherheit der Einsatzkräfte, aber auch von Betroffenen im Einsatzfall.
Eine weitere Frage zielte darauf ab, was die Pandemie persönlich in Bezug auf die Feuerwehr bewirkt hat. Es gaben 70% der Befragten an, sie wollen sofort wieder mit Übungen loslegen. 60% fehlt der Umgang mit der Technik! 40% geben zu, wichtige Fähigkeiten verloren zu haben.
In einer weiteren Frage konnten die Kameradinnen und Kameraden angeben, was Ihnen auf dem Herzen liegt. So wurde vielfach eine schnelle und priorisierte Impfung der Einsatzkräfte gefordert. Dies auch, da die Feuerwehrleute gespalten sind. Sie müssen dringend wieder üben, sehen aber auch den Gesundheitsschutz als hohes Gut an.
Daher forderte der KFV Rhein-Lahn eine frühzeitige priorisierte Impfung der Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, um einen sichereren Einsatz- und Übungsdienst zu gewährleisten.
Nachdem der Bund nun Lockerungen für bereits vollständig Geimpfte plant, wünscht sich der KFV Rhein-Lahn auch hier Verbesserungen für die Einsatzkräfte. So sollen vollständig Geimpfte unter Einhaltung der sonstigen Hygienerichtlinien z.B. zusätzlich zur festgelegten Personengrenze an Übungen teilnehmen können, oder von der Einteilung in feste Übungsgruppen ausgenommen werden. So könnten insbesondere bereits geimpfte Gruppenführer und Wehrführer auch wieder an Übungen aller Gruppen der Wehr teilnehmen und so für den wichtigen Erfahrungsaustausch in den Wehren und eine fundierte Ausbildung sorgen. Weitere Handlungsfelder wird der Verband in den nächsten Wochen besprechen.
Hier können weitere Ergebnisse in einer Präsentation abgerufen werden: CoronaAktive2021